Streß - positiv oder negativ?

Ist Streß gut oder schlecht oder vielleicht beides?

Streß ist wertvoll, Streß ist nötig!

Eine perfekte Welpenzeit bedeutet nicht immer ein perfektes Erwachsenenalter.  Denn wenn wir unseren Welpen nicht beibringen mit Streß umzugehen, kreieren wir unter Umständen gestreßte und unglückliche Hunde, ohne die Fähigkeit Streß zu bewältigen.

Es scheint, daß der Mensch so darauf erpicht ist, daß alles immer streßfrei passieren muß.  Fiffi möchte etwas nicht machen?  Kein Problem, muß er nicht.  Welpe Fiffi bekommt also, was er in diesem Moment möchte.  Aber im Leben passieren immer wieder Dinge, die wir nicht wollen, nicht mögen, aber trotzdem machen müssen.  Dies gilt auch für unsere Hunde.  Auch von unseren Hunden können wir nicht jeden Streß fernhalten.  

Vom Moment, in dem der Welpe ins Haus kommt, versuchen wir es dem Welpen so schön wie möglich zu machen.  Sobald der Welpe versteht, daß man seine Geschäftchen draußen verrichtet, auch bei Wind und Wetter, sollte man eigentlich zeigen, daß man sich draußen darüber freut, es im Haus aber nicht erwünscht wird.  Da darf es auch schon mal ein scharfes Wort sein.  Natürlich bedeutet dies erst einmal Streß für den Welpen.  Aber das ist OK.  Er wird es überleben, wird beim nächsten Mal hoffentlich daran denken, zu zeigen, daß er raus muß und man baut es immer weiter aus, bis man in regelmäßigen Abständen raus geht und zwischendurch das Haus sauber bleibt.  

Aber was sagen die heutigen Trainer und die Literatur dazu?  Bloß nicht schimpfen, das Malheur einfach wegmachen, bloß dem Welpen nicht zeigen, daß man das nicht gut fand, man könnte ja das Gemüt des kleinen Welpen knicken.  Man muß nicht gleich ins Extrem gehen, aber auch ein Welpe kann mit dem Streß umgehen, daß der Mensch so etwas nicht gut findet.  

 

Ein Hundeleben besteht nicht nur aus positiven Ereignissen.  Manche Hunde werden von anderen Hunden gebissen, die Menschen schimpfen auch schon mal, der Hund muß zum Tierarzt.  Dies sind alles Streßsituationen, die der Hund aushalten muß.  Dazu kommt dann noch regelmäßiges Bürsten, abduschen, Ohren und Nägel pflegen und vieles mehr.  Der Hund muß, genau wie wir Menschen, lernen mit Streß umzugehen und Streß zu verarbeiten.  Und genau das müssen wir dem Welpen beibringen.

 

Eine Methode einem Welpen beizubringen sich durch Streß durchzuarbeiten ist das "Zwangskuscheln".  Als Züchter fange ich damit schon an, sobald die kleinen geboren sind.  Natürlich da unter den wachsamen Augen der Mama.  Aber da ich der Mama als Welpe beigebracht habe durch Streß durchzuarbeiten, paßt sie nur auf, daß ich alles richtig mache, verfällt aber nicht in nervöses Streßverhalten.

Die ersten 3 Wochen liegen die Welpen eigenlich ganz ruhig im Arm und zappeln selten herum. Aber der 3./4. Woche fängt dann das Zappeln an.  Der Welpe wird dann erst wieder in die Box gesetzt, wenn er aufgehört hat zu zappeln.  In diesem Alter erfüllt das aber mehr den Zweck der Sicherheit, ist aber das gleiche Prinzip.  Warum Sicherheit?  Weil ein stark zappelnder Welpe sich auch aus der Hand zappeln kann und das äußerst gefährlich ist.

Wenn die Welpen dann so ca. 6 Wochen alt sind, halte ich jeden mindestens einmal am Tag länger auf dem Arm. Mal auf dem Rücken, mal auf dem Bauch, mal auf meinen Beinen sitzend, aber immer solange ICH will, daß er auf meinem Arm bleibt.  Wenn gezappelt wird, geht es nicht runter.  "Entlassen" wird der Welpe erst, wenn er aufhört zu zappeln.  Das mache ich auch nachdem alle Welpen ausgezogen sind, mit dem Welpen, den ich behalten habe, gerne und oft.  Dadurch, daß der Welpe durch den Streß arbeiten muß, dies selbständig tut, lernt er nicht in Panik zu verfallen, sondern sich durch schwierige Momente zu arbeiten.

 

Streß verarbeiten zu können hilft dem Welpen, wenn er erwachsen ist und wenn er alt ist.  Jeder Lebensabschnitt bringt neuen Streß.  Meine Hunde, da sie gelernt haben mit Streß umzugehen, vertrauen mir, daß ich sie nicht alleine lasse und das man mit dem Streß des Augenblicks fertig werden kann.  Wir müssen den Hunden, genau wie Kindern, Lebenskompetenzen beibringen, damit eine schöne, aber nicht unbedingt streßfreie Welpenzeit zu einer schönen, aber ebensowenig streßfreien Erwachsenenzeit wird.